Einfach erklärt

Jedermannsrechte

Der Begriff Jedermannsrechte bezeichnet allgemeine Rechtsbefugnisse, die allen Menschen zustehen – unabhängig von Beruf, Funktion oder Staatsangehörigkeit. Diese Rechte sind in verschiedenen Rechtsordnungen verankert und können je nach Land unterschiedliche Bedeutungen haben:

🔹 Strafprozessuale Rechte: In Deutschland, Österreich und der Schweiz beschreibt das Jedermannsrecht gesetzliche Befugnisse, die Privatpersonen unter bestimmten Voraussetzungen wahrnehmen dürfen – etwa die vorläufige Festnahme eines Straftäters.

🔹 Naturrechtliche Freiheiten: In skandinavischen Ländern bezieht sich das Jedermannsrecht auf das Recht, die Natur frei zu nutzen, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen.

Jedermannsrechte im Strafrecht: Auf frischer Tat ertappt

In Deutschland, Österreich und der Schweiz beschreibt das Jedermannsrecht bestimmte gesetzliche Befugnisse, die es Bürgern ermöglichen, in bestimmten Fällen Maßnahmen zu ergreifen.

Gemeint sind gesetzliche Befugnisse, die es jeder Person ermöglichen, in bestimmten Situationen aktiv einzugreifen, um Straftaten zu verhindern oder Täter vorläufig festzuhalten. Diese Rechte gelten nicht nur für staatliche Institutionen wie die Polizei, sondern auch für Privatpersonen. Sie spielen eine zentrale Rolle in den Bereichen Notwehr, Notstand und vorläufige Festnahme.

Rechtliche Grundlagen

In Deutschland beruhen die Jedermannsrechte auf mehreren gesetzlichen Regelungen:

§ 127 StPO – Vorläufige Festnahme

Jede Person darf einen Täter festhalten, wenn dieser auf frischer Tat ertappt wird und Fluchtgefahr besteht. Wichtig ist, dass die Polizei so schnell wie möglich informiert wird.

📌 Beispiel: Eine Person wird beim Diebstahl in einem Geschäft erwischt. Der Ladendetektiv oder eine andere Person darf sie festhalten, bis die Polizei eintrifft.

§ 32 StGB – Notwehr

Das Notwehrrecht erlaubt es, sich selbst oder andere gegen einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff zu verteidigen. Dabei muss das gewählte Mittel verhältnismäßig sein.

📌 Beispiel: Ein Angreifer attackiert eine Person mit Schlägen. Diese darf sich wehren, solange es zur Abwehr des Angriffs erforderlich ist.

§ 34 StGB – Rechtfertigender Notstand

Ein rechtfertigender Notstand erlaubt es, eine ansonsten strafbare Handlung zu begehen, um eine größere Gefahr abzuwenden.

📌 Beispiel: Ein Passant betritt ein fremdes Grundstück, um ein Kind aus einer lebensgefährlichen Situation zu retten.

Anwendungsbereiche

Jedermannsrechte kommen in alltäglichen Situationen zur Anwendung, in denen sofortiges Handeln erforderlich ist, und keine Zeit bleibt, auf die Polizei oder andere Behörden zu warten. Beispiele hierfür sind:

  • Diebstahl oder Einbruch: Wenn jemand einen Einbruch bemerkt, darf er oder sie den Täter vorläufig festhalten, bis die Polizei eintrifft.
  • Übergriff auf eine Person: Bei einem gewaltsamen Angriff darf man eingreifen, um das Opfer zu schützen (Notwehr).
  • Sachbeschädigung: Wird jemand auf frischer Tat bei der Zerstörung von Eigentum ertappt, ist ein Eingreifen im Rahmen der Jedermannsrechte möglich.

Grenzen der Jedermannsrechte

Jedermannsrechte sind mit klaren rechtlichen Grenzen versehen. Die wichtigsten Prinzipien sind:

Verhältnismäßigkeit beachten

Das angewandte Mittel muss immer in einem angemessenen Verhältnis zur Situation stehen. Überzogene Gewaltanwendung kann rechtliche Konsequenzen haben.

Die Art und Weise, wie Sie einen mutmaßlichen Täter festnehmen, spielt eine Rolle. Sie müssen der Person in jedem Fall mitteilen, dass und warum diese vorläufig festgenommen ist und dass die Polizei gleich eintrifft.

Was Sie dennoch nicht dürfen, ist die Person zu fesseln – das dürfen nur Polizisten, Soldaten oder ziviles Fachpersonal wie die Security am Bahnhof. Dabei ist es unerheblich, ob Sie Handschellen, Seile, Kabelbinder, Klebebandoder andere Gegenstände verwenden.

Wenn Sie als Bürger einen Tatverdächtigen auf diese Weise fixieren, dann machen Sie sich nach § 239 StGB der Freiheitsberaubung strafbar. Sie sollten sich, sofern möglich, Hilfe von Umstehenden holen, um einen mutmaßlichen Straftäter festzuhalten. Das mindert das Risiko.

Sie müssen außerdem immer verhältnismäßig handeln. Bei vergleichsweise geringen Taten darf der Täter keine erhebliche Verletzung erleiden. Übt die Person selbst Gewalt aus, dürfen Sie sich allerdings der Notwehr bedienen.

Selbstjustiz ist verboten

Obwohl Jedermannsrechte es Bürgern erlauben, in akuten Situationen zu handeln, dürfen sie nicht als Rechtfertigung für Selbstjustiz genutzt werden. Das Gesetz verlangt, dass die Polizei oder andere staatliche Organe schnellstmöglich informiert werden.

📌 Beispiel: Einen Ladendieb zu schlagen oder in einen Keller zu sperren, ist strafbar.

Relevanz für Sicherheitsdienste

In der Sicherheitsbranche spielen Jedermannsrechte eine wichtige Rolle, da Sicherheitspersonal in vielen Situationen auf diese rechtlichen Grundlagen zurückgreifen muss. Obwohl Sicherheitskräfte besondere Schulungen durchlaufen, haben sie oft keine weitergehenden Befugnisse als normale Bürger. Ihre Handlungen basieren daher häufig auf den Jedermannsrechten. Zudem arbeiten Sicherheitsdienste oft eng mit staatlichen Organen zusammen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.

Jedermannsrecht als Naturrecht

In Schweden, Norwegen und Finnland bezieht sich das Jedermannsrecht (Allemansrätten, Everyman’s Right) auf das Recht, die Natur frei zu nutzen, solange man sie nicht schädigt oder andere stört. Dieses Gewohnheitsrecht erlaubt unter anderem:

  • Freies Betreten von Wäldern, Wiesen und Gewässern, auch auf Privatgrundstücken
  • Sammeln von Beeren, Pilzen und Blumen (außer geschützte Arten)
  • Zelten für kurze Zeiträume abseits bewohnter Gebiete
  • Baden und Angeln in öffentlichen Gewässern (Fischen oft mit Lizenz)

Warum gibt es das Jedermannsrecht als Naturrecht in Deutschland nicht?

Deutschland ist dicht besiedelt (237 Einwohner/km²) und viele Flächen sind privat oder geschützt. Das Betreten von Privatland erfordert daher die Erlaubnis des Eigentümers.

📌 Wildcamping in Deutschland ist ohne Erlaubnis illegal – Strafen von bis zu 15.000 € (z. B. in Sachsen) möglich.

Jedermannsrecht: Häufige Fragen (FAQ)

Wann darf ich eine Person festhalten?

Eine Person darf festgehalten werden, wenn sie bei einer Straftat auf frischer Tat ertappt wird und Fluchtgefahr besteht (§ 127 StPO). Die Polizei muss umgehend verständigt werden.

Was ist der Unterschied zwischen Notwehr und Notstand?

  • Notwehr (§ 32 StGB): Verteidigung gegen einen rechtswidrigen Angriff.
  • Notstand (§ 34 StGB): Eingriff in Rechte anderer, um eine größere Gefahr abzuwenden.

Welche Strafen drohen bei falscher Anwendung der Jedermannsrechte?

Wer übermäßig Gewalt anwendet oder jemanden unrechtmäßig festhält, riskiert strafrechtliche Konsequenzen, etwa eine Anzeige wegen Körperverletzung oder Freiheitsberaubung.

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